Stadtgeschichte Burgen Römer Mittelrhein Oberwesel

Zur Stadtgeschichte von Oberwesel
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Oberwesel gehörte vor der Römerzeit zum Gebiet des keltischen Stamms der Treverer. Der Name deutet auf keltischen Ursprung hin. In der Form Vosolvia erscheint die Bezeichnung im 3. Jahrhundert nach Christus auf dem "Tongerner Meilenstein", später begegnet sie uns auf der sogenannten "Tabula Peutingeriana" als Vosavia. Es ist der Name einer Station an der römischen Heerstraße entlang des Rheins, so wie Bingen und Mainz rheinaufwärts oder Boppard und Koblenz rheinabwärts, allerdings von geringerer Bedeutung als diese. Die genannten Orte waren "mansiones" (Bleiben), Herbergsplätze für den Krieger und Reisenden, Wesel jedoch nur eine "mutatio" (Wechsel), ein sogenannter Ausspann, wo man die Pferde wechselte und sich mit Speis und Trank für die Weiterreise stärken konnte.

Nach Abzug der Römer um die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert rückten Germanen an ihre Stelle. Unter den fränkischen Königen (482–887) wurde Wasalia (auch Vesalia oder Wesile), wie der Ort jetzt genannt wird, ein Verwaltungssitz des sich entlang des Rheins erstreckenden Königslandes. Der zu ihm gehörige und von ihm aus verwaltete Fiskalbezirk erstreckte sich nördlich über St. Goar hinaus bis zum Gründelbach, südlich wohl bis nach Nieder- und Oberheimbach; ungefähr 15 Kilometer vom Rhein entfernt verlief die Westgrenze (etwa die heutige Autobahn A 61).

Dieser Verwaltungseinheit wurde aber ein beträchtliches Gebiet entzogen, als im Jahr 820 der Kirche und Klosterzelle des heiligen Goar durch kaiserliche Schenkung (Ludwig der Fromme, 778–840) ein ausgedehntes Waldland zugewiesen wurde.

Vermutlich schon im 6./7. Jahrhundert war auch das Gebiet um Bacharach durch königliche Schenkung in den Besitz des Erzbischofs von Köln gelangt. In den Wäldern des immer noch weiträumigen Hinterlandes entstanden allmählich 13 Ortschaften, bäuerliche Siedlungen, für die Wesel der Verwaltungsmittelpunkt wurde.

Im Jahre 966 schenkte Kaiser Otto I. den Hof zu Wesel dem Mauritiusstift, dem späteren Erzbistum Magdeburg. 1166 wurde Wesel durch Kaiser Friedrich Barbarossa für das Reich zurückerworben. Das Vogteirecht über die Stadt verblieb bei den Herren von Schönburg.

1216 verpfändete Kaiser Friedrich II. Stadt und Burg wieder dem Erzbistum Magdeburg, bis sie 1220 gegen 2000 Mark Silber an das Reich zurückkamen. In diese Zeit fällt die Stadtwerdung: Ein Schöffengremium und ein Stadtsiegel künden von der Selbstverwaltung.

1237 wurde Wesel durch Zahlung von 300 Mark Silber von der Vogtei der Herren von Schönburg befreit, die weiterhin Reichsministeriale blieben. Sie traten auch bei benachbarten Fürsten in Lehensverhältnisse und gelangten zu immer bedeutenderem Ansehen und Besitz. Die Stadt Wesel hatte durch diese Zahlung die freie, volle Reichsunmittelbarkeit erworben.

An die Magdeburger Zeit erinnerte bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts die Mauritiuskapelle am Marktplatz von Oberwesel (St. Mauritius ist der Schutzpatron des Erzbistums Magdeburg).

Trotz der wechselnden Herren muss sich Wesel ruhig und stetig entwickelt haben, denn jetzt, zu Beginn des 13. Jahrhunderts, offenbart sich fast unvermittelt eine gewisse Bedeutung des Ortes, der bisher nur als "curia" (Hof) oder "villa" (Dorf) galt. Noch 1213 wird der Ort in einer Urkunde schlicht als Wesele bezeichnet. Schon 1216 erscheint er in jener Urkunde Friedrichs II., bald auch danach, und zwar 1220, in einer weiteren Urkunde dieses Kaisers als Stadt oder "oppidum" (befestigte Stadt). Seitdem tritt der Name Wesel entweder in Verbindung mit dieser oder häufiger noch mit der Bezeichnung "civitas" auf.

Wesel erhielt vor 1216 Stadtrechte, 1257 bestätigte König Richard von Cornwallis die errungenen Freiheiten und die Reichsunmittelbarkeit. Vermutlich geschah damals zwischen 1213 und 1216 das, was den Ort wenigstens äußerlich als ein "oppidum" erscheinen ließ: daß er von Befestigungswerken umgeben und geschützt und so für die Verteidigung geeignet gemacht wurde. Über die Art dieser Befestigung ist Näheres nicht zu sagen; was sich heute an Mauerwerk und Türmen darstellt, ist jüngeren Ursprungs. Und doch: Von allen mittelalterlichen Stadtumwehrungen bietet sich hier eines der großartigsten, geschlossensten und besterhaltenen Stadtbilder am Rheinstrom, das dazu noch in einzigartiger Harmonie in die Landschaft eingebunden ist. Dies alles blieb erhalten, obwohl seit dem 17. Jahrhundert immer wieder Zerstörungen durch Kriege, Stadtbrände sowie Stra8endurchbrüche und umfangreiche Neubauten besonders im 19. und 20. Jahrhundert das ursprüngliche organische Gefüge der Stadt tiefgreifend verändert haben.

Die Stellung Wesels innerhalb des Reiches ist im 13. Jahrhundert deutlich gekennzeichnet durch das Privileg Richards von Cornwallis vom Jahre 1257. Dieses besagte, die Bürger der Stadt dürften keiner fremden Herrschaft unterworfen sein. Auch sollte kein Vogt mehr über sie gesetzt werden.

Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts hatte die Stadt auch ein eigenes Siegel. Im Jahr 1253 finden wir das "sigillum civitatis Wesalie" zum ersten Mal erwähnt. Es zeigt das Erwachen eines bürgerlichen Selbstwertgefühls und das Bedürfnis, die eigene politische Geltung auch nach außen darzustellen.

Die wachsende Bedeutung der ummauerten Stadt zeigt sich besonders durch den Eintritt in Städtebünde. Wir finden Wesel im Bunde mit Köln, Frankfurt, Mainz, Boppard und anderen Städten. Deutsche Könige und die rheinischen Kurfürsten weilten wiederholt in seinen Mauern.

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